Paro – Klein, Flauschig, Mechanisch

60 cm lang und 2,5 kg schwer. Das ist Paro, der persönliche Roboter aus Japan mit dem Aussehen einer jungen Sattelrobbe. Sie wird zu therapeutischen Zwecken, vor allem für Demenzkranke in Pflegeeinrichtungen eingesetzt. Eine Wirkung des Roboters auf soziale Interaktionen wurde in einer umfassenden Studie bestätigt. Zusätzlich wurden Paros zahlreiche Sensoren durch circa 100 000 Stimulationen auf Zuverlässigkeit getestet, was ihm einen Platz im National Museum of Emerging Science and Innovation in Tokio verschafft hat, in der Abteilung für Zukunft.

Paro reagiert auf Berührungen und Geräusche und dreht seinen Kopf in die Richtung, aus der ein Geräusch kommt. Er kann sich sogar Namen merken und sich, je nach Patient, anders verhalten. Er Zudem reagiert er auf Streicheleinheiten mit den Geräuschen einer Baby Robbe, drückt Gefühle durch Geräusche, Töne, Bewegungen und individuelle Gesichtsausdrücke aus.
Laut Hersteller ist Paro glücklich, wenn man ihn streichelt und sanft berührt. Paro kann aber auch böse werden oder protestieren, wenn er beispielsweise geschlagen oder grob behandelt wird. Wie eine echte Robbe bewegt er seine Flossen, reagiert auf Berührungen an seinen sensiblen Schnurrbarthaaren und zwinkert sogar mit seinen großen Kulleraugen. Allerdings ist er nur am Tag aktiv und „schläft“, wie ein echtes Lebewesen, in der Nacht. Der Roboter besitzt also einen echten Tag- und Nacht-Rhythmus und kann sogar Licht und Dunkelheit unterscheiden.

Durch das Verstehen von Namen, Grüßen, Lob und das Erinnern an den sozialen Umgang mit den vielen unterschiedlichen Patienten ist Paro ein perfekt geeigneter Roboter für die parallele Altenpflege mehrerer Menschen gleichzeitig. Die Demenzkranken Patienten reagieren überwiegend sehr positiv auf die Robbe, behandeln ihn wie ein echtes Haustier. Die älteren Menschen werden gesprächiger, gelöster und zum Sprechen angeregt, vereinzelt werden sogar vergessene Erinnerungen geweckt. Viele Pflegeheime, in denen die Haltung eines Haustiers verboten ist, sind von Paros Wirkung als flauschiger Weggefährte überzeugt.

Aber auch die Wissenschaft bestätigt die Beobachtungen. Einen Monat lang wurde in einem Altenheim eine Studie durchgeführt. In dieser Zeit konnten die älteren Bewohner mit zwei Robotern interagieren. Laut der Studie führt die Interaktion mit Paro zu einer höheren Interaktion zwischen den Bewohnern und zeigt, dass sich stetig eine Beziehung zwischen Paro und den Bewohnern aufbaut. Zudem wirkt sich der Kontakt mit dem Roboter positiv auf das Stresslevel der Demenzkranken aus, da er eine beruhigende Wirkung zu haben scheint.

Natürlich ersetzt Paro keine Beziehungen zu anderen Menschen, viel mehr nimmt er die Rolle eines Haustiers ein. Viele Nutzer vergessen, dass es sich bei Paro um eine Maschine handelt, die eigentlich keine Gefühle hat. In der Psychologie findet man verschieden Ansätze, woran das liegen könnte. Das Phänomen “Media Equation”, beschreibt Interaktionen, bei denen Medienentitäten, wie zum Beispiel Computer oder soziale Roboter wie Paro, wie ein reales soziales Wesen behandelt wird. Natürlich weiß man im Grunde eigentlich, dass es sich um eine leblose Maschine, die Rationalität scheint aber in diesem Fall keine Rolle zu spielen. Automatische soziale oder emotionale Verarbeitungsprozesse scheinen Einfluss auf unser Verhalten oder Erleben zu haben, was in der Psychologie oft unter dem Begriff “mindless behavior” erklärt wird, also übersetzt “verstandloses Verhalten”.

Zusätzlich könnten die großen Kulleraugen, das süße Fiepen und das kindliche Verhalten Paros dazu führen, dass in uns bestimmte Verhaltensmuster ausgelöst werden. Paro besitzt in seiner Gesamtheit körperlichen oder verhaltensmäßige Merkmale, die für ein Kleinkind typisch sind. Diese Merkmale können als Schlüsselreize bestimmtes Verhalten, das Kindern, Babies oder Tierjungen gegenüber oft beobachtbar ist. So ist es keine Überraschung, dass man sich bei Paros Anblick dabei ertappt, Sätze zu äußern, wie “Ahh ist der süß” oder einfach nur Grinsen muss, denn sind wir mal ganz ehrlich: süß, wie ein echtes Robbenbaby ist er allemal. Da kann man darüber hinwegsehen, dass er eigentlich nur ein Roboter ist. Wir sind auf jeden Fall gespannt, ob wir Paro auch bald im Pflegeheim die Straße runter finden können.

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